Die Entstehung und rasche Ausbreitung des Islam war zweifellos eines der wichtigsten Ereignisse
des 7. Jahrhunderts und sollte die politische kulturelle und religiöse Geschichte eines großen
Teils der Welt für immer prägen. Von Anfang an traten die Muslime mit der Bevölkerung der
eroberten Gebiete in einen Dialog über den Glauben und zahlreiche historische Quellen berichten
von solchen Begegnungen. Eines der frühesten und bekanntesten überlieferten Religionsgespräche
in diesem neuen Kontext ist das zwischen dem ¿abbasidischen Kalifen al-Mahdi und Timotheos I.
dem Patriarchen der Kirche des Ostens zwischen 780 und 823. Timotheos I. gilt als eine der
komplexesten und faszinierendsten Persönlichkeiten der gesamten christlichen Tradition. Als
rationaler Theologe und raffinierter Philosoph widmete er seine ganze Energie der Leitung
seiner Kirche und dem Schutz seiner Gläubigen in einer äußerst komplizierten Zeit. Aufgrund
der zentralen Rolle die die Christologie im christlich-islamischen Dialog spielt aber auch
aufgrund des intellektuellen Profils von Timotheos verfolgt die Studie von Valentin-Radu
Trandafir eine doppelte Zielsetzung die dem Bild zweier konzentrischer Kreise folgt: Der
größere Kreis steht für eine umfassende Analyse der Christologie des Patriarchen Timotheos im
islamischen Kontext während der kleinere innere Kreis auf die Beantwortung der Frage abzielt
ob und inwieweit der ostsyrische Patriarch seinen christologischen Diskurs gegenüber der
traditionellen Lehre seiner Kirche reformuliert und auf den islamischen Kontext ausgerichtet
hat.