Heine hat in seinen Schriften zwischen 1825 und 1848 eine religiöse Revolte angezettelt die
Nietzsches Generalangriff gegen das Christentum in Grundzügen bereits antizipiert. Dabei
versucht er nicht nur das jüdisch-christliche Gottesbild zu stürzen sondern ein neues
dionysisches Zeitalter der Selbstvergöttlichung auszurufen. Doch diese gedankliche Erhebung des
Menschen zu Gott wurde durch die Physis Heines grausam durchkreuzt. In seinen letzten
Lebensjahren wandelt sich Heine vom heidnischen Menschengott zum armen kranken Juden vom
Gottesmörder zum Beter. Dieser radikalen Umkehr zum Trotz bleibt Heines rebellisches Naturell
im Kern ungebrochen. Er bejaht zwar jetzt Gott als letzte Sinn-Instanz menschlicher Existenz
verbindet diese Zustimmung aber mit der beißenden Frage nach der Theodizee.