Ein Geheimnis kann ich nicht 'ausplaudern' ich kann es nur erzählend umschreibend entfalten.
Ich kann (ich soll) dem Geheimnis seine Fülle geben. (Peter Handke) Das Wunder im Beiläufigen
das Ergreifende im Flüchtigen - allen dunklen Stunden menschlichen Daseins zum Trotz bringen
ästhetische Erfahrungen es immer wieder zum Vorschein. Dichtung ist eines der Ausdrucksmittel
für solche Widerfahrnisse. In der Literatur selbst steckt eine unverfügbare Kraft die den
Menschen über sich selbst hinausführen kann. Ob im Phänomen der Transzendenz die Grenzen von
Ästhetik und Religion durchlässig werden und wie das wechselseitige Verhältnis zu bestimmen
wäre - danach fragt dieses Buch. Sechs namhafte Autorinnen und Autoren geben Einblicke in das
unerschöpfliche Reservoir poetischer Welterkundungen. Der Band versammelt die Wiener
Poetikvorlesungen von Michael Köhlmeier über die Nähe des Schönen zum Schrecklichen Andreas
Maier über die Entdeckung des Wortes 'Gott' Marion Poschmann über Dichtung und das Unsagbare
Hartmut Lange über Nihilismus und Transzendenzbegehren Ilija Trojanow über die globale
Vielfalt religiöser Wege Barbara Frischmuth über das Geheimnis der Inspiration. Transzendenz
ist ein relevantes Phänomen für ästhetische Theorien der Gegenwart. Nicht selten gibt es dabei
Analogien zu theologischer Begrifflichkeit auch wenn diese Sprachspiele zur Artikulation
ästhetischer Widerfahrnisse nicht mehr nötig scheinen. Dass ästhetische und religiöse Formen
und Praktiken heute zunehmend verflochten sind bietet einen Ansatzpunkt für einen Dialog ohne
beide Erfahrungsweisen unterschiedslos zu identifizieren. Tobias Mayer Jan-Heiner Tück