Die in diesem Band zusammengefaßten Hörspiele - Das schönste Fest der Welt Die Enttäuschung
Das Labyrinth Die Haussuchung - stammen aus der Zeit von 1953 bis 1967 sie sollten in engem
Zusammenhang mit der im gleichen Zeitraum entstandenen erzählenden Prosa gesehen werden. In
ihrer äußeren Form sind sie durchweg einfach und von szenischer Kontinuität selbst da wo
phantastische Handlungselemente zugrunde liegen haben sie etwas von dem Realismus der epischen
Arbeiten des Autors. Ihre beherrschende Form ist der Dialog - eine Form die Lenz nicht nur
souverän handhabt sondern zu der er offenbar auch ein besonderes Verhältnis pflegt: sie läßt
Raum für eine ganz spezifische Art unterschwellig verborgenen Humors. Hinter der
vordergründigen Handlung dieser Hörspiele - ob es sich nun um einen Anschlag auf eine
Gala-Party handelt um einen mißlungenen Gefangenenausbruch oder um das Verschwinden
unwillkommener Besucher in einem mysteriösen Labyrinth - steckt ein gemeinsamer Wesenszug: es
geht ihnen um den Zwiespalt von Freiheit und Ordnung. Oder genauer gesagt um die Unfreiheit
der Menschen und um ihre Versuche sich dagegen aufzulehnen. Die konkrete Situation führt zur
Erhellung übergeordneter Zusammenhänge: so wird das Hörspiel zum Denkspiel.Hatte Dürrenmatt so
urteilte Manfred Leier in der Welt der Literatur einst die Groteske zur einzig möglichen Form
des Komischen erklärt so ist Lenz von der harten Hand des erbarmungslosen Dichters weit
entfernt. Seine Figuren stehen immer im Ruch besonnter Gegenwart. Es sind schwärmerische
Geister oder böswillige Tanten sie haben Humor und List doch sie verwenden beides auf den
Mord im Schlafrock. Es sind liebliche Landschaften die Lenz entwirft und sie behalten einen
Hauch von Märchen auch wenn sie böse sind auch wenn sie moralisch werden. Sie haben einen
Anflug von Idylle und das ist symptomatisch für den Rang den sie in der deutschen Literatur
von heute einnehmen.