Für drei Pädagogen wird die Suche nach einem zeitgemäßen verbindlichen Vorbild für die Jugend
Ende der Sechzigerjahre zum Wagnis.Bald nach dem Erscheinen der Deutschstunde beginnt Siegfried
Lenz mit der Niederschrift seines Romans Das Vorbild. Drei streitbare Fachleute für
Schulpädagogik kommen 1968 in einer Hamburger Pension zusammen um über ein neues und
zukunftsweisendes Lesebuchkonzept zu beraten. Es geht um die Frage ob es in der Bundesrepublik
angesichts der Studenten- und Jugendrevolte noch Vorbilder geben könne und wie in einem
Zeitalter der Diskontinuität vor jeder Begeisterung im Politischen zu warnen wäre die für
Siegfried Lenz einer ansteckenden Krankheit gleichkommt: Wer schreibt ist bereits Pädagoge.
[...] Das Vorbild geht sowohl in die Politik wie in die privateste Sphäre - eine Fortsetzung
der Deutschstunden-Thematik ist es nicht erklärt er seinen Roman. Die drei Lesebuch-Fachleute
scheitern mit ihrem ambitionierten Projekt sowohl thematisch als auch persönlich. Und auch der
Autor präsentiert keine Antworten sondern besticht mit denkscharfem Skeptizismus und stellt
seine Leser vor einen Kosmos an Fragen und Fragwürdigkeiten. Siegfried Lenz kritisiert in
seiner Zeit scharf die Besessenheit junge Menschen stumpfsinnig nach Vorbildern auszurichten
aber der Autor des Romans tut alles um seinen Lesern noch heute eine eigene Orientierung zu
ermöglichen.