Erstes Buch: Mit der vorliegenden kommentierten Neuübertragung in Gegenüberstellung mit dem
griechischen Text hat Jean Bollack eine deutsche Fassung der antiken Tragödie geschaffen die
neuesten textkritischen Untersuchungen Rechnung trägt und die den spezifischen Stil des Stücks
erkennen läßt. Seit Freud hielt man sich an den Inzest und den dazugehörigen Vatermord. Man
konstruierte den Mythos so daß diese Handlung in ihm als eine zentrale Erfahrung der
menschlichen Psyche erschien. Im Gegensatz dazu hält sich die neue Untersuchung von Jean
Bollack an das Bühnenwerk als literarischen Text. Sie versucht den Mythos so darzulegen wie
die Struktur des Dramas ihn voraussetzt. Eine Familie verweigert jeden fremden Einfluß und
zerstört sich auf diese Weise selbst. Eine Machtkonstellation löst sich auf. Nichts bleibt
bestehen außer dem Blick auf das grauenvolle Geschehen dieser Auflösung. Zweites Buch: Die im
vorliegenden Band versammelten Essays halten der gängigen auf den Menschen als solchen
ausgerichteten Vorstellung die Logik einer besonderen Geschichte von wahnhafter
Abgeschlossenheit entgegen die Sophokles zu seiner Tragödie König Ödipus ausgestaltet hat.