Rilkes Briefe an Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg sind wie die Briefe an einen jungen
Dichter oder die Briefe an eine junge Frau Reaktionen auf einen Ruf nach Hilfe: Am 21. Januar
1921 hatte sich der baltische Autor und Diplomat an Rilke mit der Bitte gewandt seine
Übertragungen von Jean Moréas' Stances zu begutachten und ihnen mit einer Verlagsempfehlung zur
Veröffentlichung zu verhelfen. Der Briefwechsel der sich daraufhin zwischen beiden Männern
entspann galt der detaillierten Arbeit an einzelnen Versen Moréas' doch ging er weit darüber
hinaus.Ungern-Sternbergs Kontaktaufnahme zu Rilke bedeutete biographisch gesehen die
willkommene Möglichkeit von der Schweiz aus an die durch den Ersten Weltkrieg jäh abgebrochene
Pariser Zeit anzuschließen in der Rilke den Diplomaten kennengelernt hatte und von den
Schwierigkeiten zu sprechen die ihm das Heimischwerden im Schweizer Exil damals noch
bereitete. Die Ausgabe basiert auf dem 1980 im Insel Verlag Leipzig erschienenen Briefwechsel
sie wurde unter anderem um einige bislang unveröffentlichte Briefe sowie um die Rilkeschen
Übertragungen einiger von Moréas' Stances erweitert.