Kurt Tucholsky (1890-1935) ist einem breiteren Publikum vor allem als Satiriker und
scharfzüngiger Kritiker seiner Gegenwart bekannt. Auch der Lyriker Tucholsky wird bis heute in
erster Linie als Verfasser politischer und zeitkritischer Gedichte wahrgenommen. Gedichte wie
Mutterns Hände Der Graben oder Augen in der Großstadt gehören zum lyrischen Kanon des 20.
Jahrhunderts. In den Jahren zwischen 1911 und 1932 bis zu Tucholskys endgültigem Verstummen im
schwedischen Exil entsteht neben seiner »Gebrauchslyrik« die eng auf das jeweils aktuelle
Zeitgeschehen bezogen ist auch eine Fülle von Großstadt- oder Jahreszeitengedichten
melancholischen Stimmungsbildern Parodien auf Traditionen und Gattungen oder ironischen
Porträts seiner Zeitgenossen. Nicht zuletzt verfaßt er zahlreiche Chansons und Couplets für
Revuen und Kabaretts wie Schall und Rauch Die wilde Bühne das Kabarett der Komiker die in
den Vertonungen etwa von Friedrich Hollaender oder Rudolf Nelson und vorgetragen von Paul
Graetz Gussy Holl Claire Waldoff Rosa Valetti oder Kate Kühl große Popularität erlangt
haben. Dieser Band versammelt alle zu Lebzeiten publizierten Gedichte und Chansons in der
Fassung der Erstdrucke und präsentiert sie in chronologischer Reihenfolge. Er bietet dem Leser
ein umfassendes Bild dieses vielseitigen Lyrikers der ironisch oder witzig scharf beobachtend
oder melancholisch in raffinierter Schlichtheit oder im Spiel mit komplexen poetischen Formen
nicht weniger wollte als das »Einfache sagen das Allereinfachste«.