Viermal einer eigenen langen Werkspur und Wahlverwandtschaft mit dem Osten nachgehend hat
Durs Grünbein Japan besucht. Während aller vier Reisen hat er sein Tagebuch in Form von
Kurzgedichten geführt. Mir der ich nie photographiere schien das Haiku das probate Gegenstück
zum Polaroid. Es sind Bilder der auf der Oberfläche schwimmenden Welt. Nur daß sie in diesem
Fall aus nichts als aus Worten gemacht sind. Die Impression wird im nächsten Augenblick
Schrift.Grünbeins Haikus sind ihrem Genre treu und eigenmächtig zugleich. Obwohl der Dichter
von der japanischen Norm in Vers und Strophe ausgeht verwandelt er sich die fremde Form an
stört dabei die traditionellen Elemente ihrer Bildlichkeit und die sie kennzeichnende Harmonie
durchaus auch drastisch. So entsteht in der fremden Form zwar etwas Privates ursprünglich
nicht für die Publikation Gedachtes zugleich aber eine Art interkulturelles Gespräch in und
mit der Fremde. Das dialogische Prinzip wird in dieser Gesamtausgabe von Grünbeins Haikus durch
eine parallele Übersetzung und Verschriftlichung ins Japanische und ein Nachwort seines
japanischen Übersetzers verstärkt