Hanne Trautwein und Hermann Lenz lernten sich beide Anfang zwanzig 1937 im Kunsthistorischen
Institut der Universität München kennen: er angehender Schriftsteller sie Studentin der
Kunstgeschichte Halbjüdin. Sie schrieben sich zunächst in den Semesterferienn dann regelmäßig
als Hermann Lenz einberufen wurde und bis zum Ende des Krieges Soldat in der Wehrmacht blieb.
Er der sich fest vorgenommen hatte im Krieg keinen Menschen zu erschießen war in vorderster
Front im Russlandfeldzug mit dabei. Hanne Trautwein entging der Verfolgung dank einer
Anstellung als Sachverständige für Beutekunst bei einem einflussreichen Kunsthändler. Sie
ermöglichen einander das Überleben indem sie in utopischen Daseinsentwürfen sich eine
Gegenwelt entwerfen zu den realen Schrecknissen um sie herum. Der Briefwechsel wird bis 1946
geführt als Hermann Lenz aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrt Hanne
Trautwein zu ihm nach Stuttgart zieht und die beiden heiraten. Die hier erstmals
veröffentlichten 577 Briefe und Karten die Hanne und Hermann Lenz ausgetauscht haben sind
nicht nur ein bedeutendes zeithistorisches Dokument sondern zeigen auch in ganz besonderer
Weise die Wirkungskraft der Dichtung. Die deutsche Literatur kennt aus dieser dramatischen Zeit
an Zeugnissen einer deutsch-jüdischen Verbindung nichts Vergleichbares.