Wie konnte aus dem Prediger und Wunderheiler Jesus von Nazareth der den nahen Anbruch der
Gottesherrschaft verkündigte und am Kreuz das Scheitern seiner Mission erfuhr 300 Jahre später
die präexistente zweite Person der Trinität werden? Der renommierte Religionswissenschaftler
Geza Vermes zeichnet dicht an den Quellen entlang die wichtigsten Stationen auf diesem Weg:
Nach einer Einleitung über das charismatische Judentum in alttestamentlicher Zeit und einer
ausführlichen Darstellung des historischen Nazareners kommen die wichtigsten neutestamentlichen
Autoren und die bedeutendsten Schriften und Theologen bis Origenes zu Wort. Den Abschluss
bildet eine Skizze des Konzils von Nizäa (325 n. Chr.) mit der Verabschiedung des Nizänischen
Glaubensbekenntnisses das Jesus zum Gott erhob und noch heute katholische orthodoxe und
evangelische Christen verbindet. Für Vermes - Sohn jüdischer zum Katholizismus konvertierter
Eltern selbst etliche Jahre Priester bevor er die katholische Kirche verließ und sich zu
seinen jüdischen Wurzeln bekannte - ist diese Entwicklung des Jesusbildes letztlich die
Geschichte einer gescheiterten Akkulturation in der durch die Verdrängung des jüdischen
Elements und unter dem Einfluss griechischen Denkens im Christentum der historische Jesus fast
bis zur Unkenntlichkeit verzeichnet wurde.