In seinem großen historischen Epos inszeniert Mo Yan eine farbenprächtige Pekingoper aus der
deutschen Kolonialgeschichte seines Heimatlands. Vor der Kulisse einer untergehenden Epoche
treten fünf Figuren auf die Bühne der Geschichte und kämpfen für das was sie bewahren wollen
und für die die sie lieben. Viel Neues geschieht im China des Jahres 1899: Von überall her
drängen fremde Menschen in das zuvor verschlossene Reich. Sie bringen etwa die Eisenbahn die
bei der Provinzstadt Gaomi über die Gräber der Ahnen verlaufen soll. Vieles geht aber auch zu
Ende in diesen letzten Tagen des Jahrhunderts: Das Kaiserreich liegt in Agonie ebenso wie Sun
Bing der Opernsänger und Anführer des Aufstands gegen die Trasse und deren Erbauer. Um seinen
Ungehorsam zu ahnden bündelt die Staatsmacht all ihre Kräfte und verordnet ein letztes Mal die
Sandelholzstrafe die grausamste und zugleich kunstvollste der überkommenen Foltermethoden.
Leib und Leben nicht allein des Opfers sondern auch seiner Tochter ihres Ehemanns ja selbst
des Henkers und des Richters stehen mit diesem Urteilsspruch auf dem Richtplatz der Geschichte.
In einem der bedeutendsten chinesischen Romane der jüngsten Zeit spielt der Nobelpreisträger Mo
Yan virtuos das Spiel der Masken Perspektiven und Kontraste. Gewalt und Poesie Empathie und
schwarzer Humor Derbheit und Feinsinn die Fülle des westlichen Romans und die Eleganz der
chinesischen Oper gehen in seiner bilderreichen und suggestiven Sprache Hand in Hand.