Das Buch der Schöpfung entstand im frühen Mittelalter und stellt die erste systematische
Zusammenfassung kosmologischer Spekulationen auf der Basis einer ausgeprägten Buchstaben- und
Zahlenmystik in hebräischer Sprache dar. Es beschreibt den Aufbau der Welt aus den 32
verborgenen Pfaden der Weisheit die sich aus den 10 Sefirot den Urzahlen oder Potenzen und
den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets zusammensetzen. Entsprechend der antiken
Vorstellung vom Makro- und Mikrokosmos werden bestimmte Buchstabengruppen auf den Raum auf die
Zeit und auf die menschliche Welt bezogen. Die Betonung der Dimensionen des Raumes und der Zeit
erinnert an neuzeitliche Theorien über die Entstehung des Kosmos wobei für den Autor des Sefer
Jezira zudem der ethische Aspekt des Schöpfungswerkes (Gut und Böse Unschuld und Schuld)
wichtig ist. Die theologische Mitte des Buches ist das Bekenntnis zur Einheit in Vielheit die
Vielgestaltigkeit des Universums hängt letztlich an dem einen und einzigen Schöpfergott. Heute
sind mehr als 80 mittelalterliche und frühneuzeitliche Kommentare zum Buch der Schöpfung
bekannt die teils philosophisch-naturwissenschaftlich teils mystisch-magisch orientiert sind
hier findet sich auch die berühmte Idee der Golemschöpfung der Erschaffung eines künstlichen
Menschen auf der Basis von Buchstabenspekulation. Die neue deutsche Übersetzung beruht auf den
ältesten hebräischen Handschriften und Textfragmenten aus der Kairoer Geniza und präsentiert
erstmals die verschiedenen Textfassungen in einer synoptischen Übersetzung. Der Leser wird
damit unmittelbar in den lebendigen Überlieferungs- und Auslegungsprozeß des Sefer Jezira
einbezogen. Das Buch der Schöpfung (Sefer Jezira) ist das älteste und grundlegende Werk der
Kabbala und hat mit seinen kosmologischen Vorstellungen die jüdische Philosophie und Mystik
später auch die christliche Schulen wesentlich beeinflußt.