Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten die Beiträge dieses Bandes die zentrale und stets
aktuelle Frage jeder Religion und damit zugleich ein wesentliches Element der abendländischen
Ideengeschichte: wie sich der göttliche Geist auf Erden inkorporieren kann. Gerade der Gedanke
der Inkarnation also der Verbindung von menschlichem und göttlichem Wesen in der Person Jesu
Christi stellt keine Marginalie dar sondern gilt als spezifische Differenz des christlichen
gegenüber dem jüdischen und islamischen Monotheismus. Der Gedanke der Fleischwerdung des
göttlichen Wortes läßt den platonischen Dualismus von Körper und Geist hinter sich und trägt
letztlich auch zur Entwicklung des neuzeitlichen Person-Begriffs bei. Der Turiner Philosoph
Gianni Vattimo folgt der Frage der Kenosis also der Selbsterniedrigung Gottes der
französische Phänomenologe Jean-Luc Marion der nach dem menschlichen Leib und dem Sich selbst
gegeben sein die Kulturwissenschaftlerin Regina Ammicht-Quinn untersucht Kult und Kultur des
Körpers in Geschichte und Gegenwart der Philosoph Klaus Müller schreibt über die Kritik des
Fleisches in der Cyberworld. Die Perspektive der Nachbarreligionen nehmen der
Islamwissenschaftler Bekir Alboga (Jesus im Koran) der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik
(Inkarnation im Judentum) ein. Der Theologe und Herausgeber Joachim Valentin skizziert
christliche und islamische Variationen des Themas und der britische Kulturwissenschaftler
Graham Ward schreibt über die theologische Ästhetik des Leidens.