Tweets sind die Aphorismen der Gegenwart. Wetten dass Sie das Interessanteste verpasst haben?
Jan Böhmermanns digitale Chronik der vergangenen Dekade zeigt: Das Interessanteste stand nicht
immer in der Zeitung. Sein Twitter-Tagebuch erzählt von Ereignissen Diskussionen und
Erfahrungen die eine radikal neue Art der Geschichtsschreibung bedeuten: in Echtzeit und Hals
über Kopf in der Gegenwart. Als Jan Böhmermann 2009 zu twittern anfing war die Welt eine
andere. Der Kurznachrichtendienst war noch kaum bekannt erst allmählich entstand eine
parallele Öffentlichkeit in der Informationen ungefiltert schnell und witzig verbreitet und
diskutiert wurden. Der Zugang ist radikal subjektiv. Wichtig ist was für den Einzelnen wichtig
ist: Weltpolitik ebenso wie ein neuer Haarschnitt. In der Tradition großer Moralisten wie
Montaigne oder Lichtenberg beobachtet Jan Böhmermann sich selbst und die Welt. Er sinniert über
die Problematik Erdbeeren zu transportieren streitet sich mit dem Bundesjustizminister pampt
den BILD-Chefredakteur an klugscheißt mit Christian Lindner diskutiert mit Sido und flirtet
mit Erika Steinbach. Mit seiner täglich wachsenden Reichweite und am Ende 2 2 Millionen
Followern wird er aus Versehen auch zum Handelnden in der neuen Welt: Das Internet sickert in
die Wirklichkeit die Wirklichkeit verdampft ins Internet. Jan Böhmermann lobt streitet
provoziert fragt informiert scherzt irrt wundert und blamiert sich: Seine Tweets
sorgfältig zusammengestellt und eingeordnet sind zugleich umfangreiche Kulturgeschichte des
vergangenen Jahrzehnts und eine unterhaltsame Infragestellung der Welt in der wir leben.