Kaum war das 21. Jahrhundert angebrochen wartete es auch schon mit neuen Schrecken Idiotien
und gelegentlichen Glücksmomenten auf. Zu den wenigen die es noch wagen in diesem von den
Medien verdickten und beschleunigten Wirrwarr Zusammenhänge herzustellen und dabei an einem
anspruchsvollen Begriff von Kritik festzuhalten gehört Diedrich Diederichsen. In dieser
Wundertüte von einem Reader mit Aufsätzen und Kommentaren wenn auch erst aus den ersten
dreiundzwanzig Jahren des Jahrhunderts zeigt er sein stupendes Wissen über sämtliche Trends in
Kunst Kino Fernsehen Literatur Musik Theater Theorie und Politik das bis in die feinsten
Verästelungen der Gegenkultur reicht. Er ist in der Lage aus Erkenntnistheorie ebenso Funken
zu schlagen wie aus den »Simpsons« den Inszenierungen von René Pollesch oder Serien wie
»Underground Railroad«. Vor allem vermag er es wie kein anderer das eine mit dem anderen zu
verknüpfen und von Theodor W. Adorno zur Familie Duck oder von einer Hamburger Baustelle zu
einer feministischen Kunstinstallation (und zurück) zu springen. Was Zeitgenossenschaft
bedeuten kann ist seit Walter Benjamin nicht mehr so eindrucksvoll unter Beweis gestellt
worden.