Ein einsames Haus in den Bergen und eine Naturkatastrophe nach der ein Schweizer Kanton sich
plötzlich lossagt von unserer Gegenwart: »Sinkende Sterne« ist ein virtuoser
schwebend-abgründiger Roman in dem eine scheinbare Idylle zur Bedrohung wird und der uns tief
hineinführt in die Welt der Literatur selbst. Thomas Hettche erzählt wie er nach dem Tod
seiner Eltern in die Schweiz reist um das Ferienhaus zu verkaufen in dem er seine Kindheit
verbracht hat. Doch was realistisch beginnt wird schnell zu einer fantastischen
märchen-haften Geschichte in der nichts ist was es zu sein scheint. Ein Bergsturz hat das
Rhonetal in einen riesigen See verwandelt und das Wallis zurück in eine mittelalterliche
bedrohliche Welt. Sindbad und Odysseus haben ihren Auftritt Sagen vom Zug der Toten Seelen
über die Gipfel eine unheimliche Bischöfin und Fragen nach Gender und Sexus Sommertage auf
der Alp und eine Jugendliebe des Erzählers. Grandios schildert Hettche die alpine Natur und
vergessene Lebensformen ihrer Bewohner denen in unserer von Identitätsfragen und
Umweltzerstörung verunsicherten Gegenwart neue Bedeutung zukommt. Im Kern aber kreist die
musikalische Prosa dieses großen Erzählers um die Fragen welcher Trost im Erzählen liegt und
was es in den Umbrüchen unserer Zeit zu verteidigen gilt.