Thomas Manns Betrachtungen eines Unpolitischen gehören zu den von der
literaturwissenschaftlichen Forschung eher ungeliebten Texten des Autors das gilt sowohl für
die engere Thomas-Mann-Forschung als auch für die Forschung zur Literatur des 20. Jahrhunderts
insgesamt. Die Gründe für diese Zurückhaltung gegenüber einem der bedeutendsten Texte der
Konservativen Revolution und des frühen Thomas Mann sind vielfältig: Die eifernde
Kriegsapologie passt wenig zu dem Bild des Autors als bedeutendem Gegner des
Nationalsozialismus das von einem nicht geringen Teil der Forschung gerne gezeichnet wird.
Zumal erschweren die heute nur noch schwer zu rekonstruierenden intertextuellen Bezüge das
Verständnis des Textes. Er stellt seine Leser damals wie heute im Hinblick auf seine
Bedingungen sowie seine inhaltlichen und formalen Formationen vor erhebliche Herausforderungen.
Eine in sich differenzierte Analyse und Interpretation der zentralen Inhalte der Form und
Kontexte ist somit auch 100 Jahre nach dem Erscheinen der Betrachtungen nicht vorhanden. Dieser
Band der auf eine Tagung zurückgeht die im September 2018 an der
Ludwig-Maximilian-Universität München stattfand versucht diese Lücke in einer
interdisziplinären Kooperation von Literaturwissenschaftlern politischen Philosophen und
Politologen zu schließen.Thomas Mann's Betrachtungen eines Unpolitischen is a text which is
rather unpopular with literary scholars for manifold reasons: The zealous war apology is rather
incongrous with the author's image as a significant opponent of National Socialism drawn by
many researchers and the intertextual references which are difficult to reconstruct today
render understanding the text exacting. Then as now it poses considerable challenges to its
readers with regard to its prerequisites as well as its content and formal formations. This
accounts for the fact that a differentiated analysis and interpretation of the central contents
form and contexts is still lacking even 100 years after the publication of the Betrachtungen.
This volume which goes back to a conference held in September 2018 at the
Ludwig-Maximilian-University of Munich attempts to close this gap in an interdisciplinary
cooperation of literary scholars political philosophers and political scientists.