Die Seele im technischen Zeitalter 1957 erstmals in der legendären Buchreihe rowohlts deutsche
enzyklopädie erschienen ist das meistverkaufte und wohl auch meistgelesene der Bücher Arnold
Gehlens dessen Wirksamkeit ihn zu einem einflußreichen Zeitdiagnostiker der jungen
Bundesrepublik machte. Dieser prägnante Deutungsversuch der zugleich eine Kulturtheorie der
Moderne liefert wird hier in einer preiswerten Einzelausgabe wieder zugänglich gemacht.
Ausgangspunkt ist die These von zwei absoluten Kulturschwellen einmal der Seßhaftwerdung des
Menschen im Neolithikum zum anderen der Industrialisierung. Technik gehört für Gehlen zur
anthropologischen Grundausstattung des Menschen dieses in seiner Lebensbewältigung auf
Künstlichkeit und Entlastung angewiesenenMängelwesens. Als kulturelle Charakteristika der
Moderne sah er eine Tendenz zur Entsinnlichung und Ausbreitung des experimentellen Denkens
(etwa auch in den Künsten). Bestimmend werden eine massenmedial vermittelteErfahrung zweiter
Hand damit verbunden die Fiktionalität virtueller Wirklichkeiten. Dem entspricht ein neuer
Subjektivismus samt einer Sensibilisierung undPsychisierungdes Menschen. Viele dieser
Beobachtungen sind bis heute erstaunlich aktuell geblieben.