Aufgrund der Einflüsse die sie aus zahlreichen Wissensgebieten erhalten hat - wie etwa der
Ethik der politischen Philosophie der Sozialphilosophie der Psychopathologie den kognitiven
Wissenschaften oder auch der Ästhetik - konnte in den letzten Jahrzehnten der Eindruck
entstehen die Phänomenologie habe ihre anfänglichen Ziele aufgegeben eine Philosophie als
"strenge Wissenschaft" (Husserl) oder als "Ontologie" (Heidegger) zu begründen. Tatsächlich hat
die Phänomenologie seit dem letzten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts in Bezug auf
theoretische Fragestellungen durchaus neue Wege beschritten. Diese hängen mit den Versuchen
zusammen metaphysische Fragestellungen wieder in den Vordergrund zu rücken sowie mit dem
Bestreben die Transzendentalphilosophie zu reformieren. Die hier publizierten Vorlesungen
machen es sich zur Aufgabe diese Neuansätze vorzustellen und weiterzuentwickeln. Die neuere
Phänomenologie entfernt sich von ichzentrierten "egologischen" Ansätzen und stellt das höchste
Prinzip der anschaulichen Gegebenheit in Frage. Durch ihre "Entdeckung der Präphänomenalität"
eröffnet sie Perspektiven in erkenntnistheoretischer und ontologischer Hinsicht die von der
Lebendigkeit der theoretischen Phänomenologie heute zeugen.