Gegenstand dieser Untersuchung ist zum einen eine Diskussion ausgewählter Phänomene der
Wortbildung zum anderen geht die Arbeit der grundsätzlichen Frage nach dem Verhältnis von
Morphologie und Syntax bzw. dem 'Ort' der Wortbildung in der Grammatik nach. Es wird ein Modell
entwickelt in dem die grammatischen Regularitäten der Wortbildung nicht auf der Grundlage von
morphologie-spezifischen Regeln sondern unter Rekurs auf unabhängig begründete syntaktische
Restriktionen und Prinzipien erklärt werden. Konstitutiv für dieses syntaktische Modell der
Wortbildung sind die folgenden Annahmen: Komplexe Wörter sind Inkorporationsstrukturen d.h.
die Wortbildung stellt eine Instanz von syntaktischer Kopfbewegung dar die wortinternen und
-externen Beschränkungen in Derivation und Komposition können aus der Interaktion von
lexikalischen Selektionseigenschaften und grammatischen Wohlgeformtheitsbedingungen abgeleitet
werden. Diese Annahmen werden anhand von grammatiktheoretischen Überlegungen motiviert und in
der Diskussion der einschlägigen Wortbildungsdaten konkretisiert sowie empirisch überprüft.
Ergebnis der Untersuchung ist daß das syntaktische Wortbildungsmodell der vielfach vertretenen
Annahme einer autonomen Morphologie-Komponente sowohl deskriptiv als auch konzeptuell überlegen
ist die Wortbildung also keinen von der Syntax distinkten 'Ort' in der Grammatik konstituiert.