Das letzte Drittel des fünften Jahrhunderts v. Chr. stellt eine wichtige Epoche in der
Geschichte der Rhetorik dar. Nachdem sie möglicherweise in Sizilien aufgekommen war wurde die
Rhetorik durch die Sophisten in Athen gelehrt und verbreitet wo das Interesse an
Redefähigkeiten durch Neuerungen in Politik und Gerichtswesen stark gestiegen war. Auf Grund
der Quellenlage ist das Wissen über Einzelheiten des Redeunterrichts jener Zeit allerdings
äußerst spärlich was zu sehr divergierenden Einschätzungen in der Forschung geführt hat. Im
vorliegenden Buch wird daher eine in diesem Zusammenhang bisher nicht genutzte
Informationsquelle systematisch erschlossen: Die aus dem ausgehenden fünften Jahrhundert
erhaltenen schriftlichen Werke - Dramen Geschichtsschreibung und Gerichtsreden - werden auf
Äußerungen zum Thema Überreden Überzeugen (griech. peithein) hin ausgewertet um über das
rhetorische Reflexionsniveau der Zeit Aufschluß zu gewinnen. Denn jene Texte enthalten eine
Fülle von Überlegungen zur Person des Redners zu Publikumspsychologie Gefühlsstrategien und
rationalen Mitteln der Rede (Argumenten Belegen usw.). Darüber hinaus lassen diese
Überlegungen erkennen daß der Überzeugungsprozeß bereits damals als ein analysierbarer und
beeinflußbarer Vorgang verstanden wurde.