Die Absonderung der organisierten Veteranenkultur von der bundesdeutschen Kulturentwicklung
spätestens seit den 1970er Jahren der enge ideologische Rahmen und die Statik der in ihm
vorgetragenen Werte Haltungen und Orientierungsmuster bieten ideale Voraussetzungen um die an
eine klar umgrenzte Sprechergruppe gebundene Konstitution eines kulturellen Gedächtnisses zu
rekonstruieren. Die Analyse von Volkstrauertagsreden und Gesprächen mit ihren Verfassern
demonstrieren eine geradezu modellhafte Geschlossenheit der in ihnen vorgetragenen
Verständigungsmuster. Die Traditionen der klassisch-epideiktischen Redegattung der Funeralrede
und ihre methodische Erschließung durch die rhetorische Topik-Theorie ermöglichen Einblicke in
den Leittopos der Kameradschaft der mit den an ihn assoziierten Memorialtopoi ein
kommunikatives in ein kulturelles Gedächtnis zu überführen versucht. Diese Erinnerungsmuster
sind nicht notwendigerweise an die Erfahrung gebunden. Als Orte eines artifiziellen d.h.
rhetorisch durchformten Gedächtnisses dienen sie weniger einer konkreten historisch-faktischen
Rekonstruktion als vielmehr der Bewältigung biographischer Schlüsselerlebnisse. So abseitig
die fokussierten Quellen (die sich in wesentlichen Punkten von jenen Kriegserinnerungen
unterscheiden die in den literarischen Kanon aufgenommen wurden) auf den ersten Blick wirken
mögen so ergiebig gestaltet sich ihre Untersuchung unter dem Forschungsparadigma der
Kriegsbewältigungsstrategien.