Die Serie von zwanzig Forschungsbeiträgen zum Thema Widerstand und Verfolgung 1933-45 wird mit
diesem Band abgeschlossen. Die Thematik ist wiederum breit gefächert: Den gesellschaftlichen
Mikrokosmos einer Bergarbeitergemeinde in der NS-Zeit rekonstruiert eine umfangreiche
Lokalstudie über Penzberg in Oberbayern. Sie bringt die oppositionelle Beharrungskraft
kollektive Spontaneität und Solidarität kommunistischer und sozialdemokratischer Arbeiter die
dennoch keine Chance hatten aktiven Widerstand zu leisten eindrucksvoll nahe. Schon kritische
Distanz und politische Flüsterwitze wurden im Dritten Reich - das zeigt eine Untersuchung über
die Schnelljustiz des Münchner Sondergerichts - massenhaft denunziert und verfolgt. Aus den
Akten erzählte Dorfgeschichten veranschaulichen am Beispiel des Kreises Günzburg Konflikte und
Kompromisse zwischen traditionellen gesellschaftlichen Honoratioren und neuen politischen
Machthabern auf dem Lande. Anfängliche Erfolge stehen im Kontrast zum schließlichen Scheitern
nationalsozialistischer Werbung um die Jugend wie die Darstellung über die HJ in der Provinz
und über HJ-feindliche subkulturelle Jugendcliquen in der Großstadt zeigt. Vielfältige
Aktivitäten zur Kriegsbeendigung die im März April 1945 in Bayern noch von verschiedensten
Volksschichten ausgingen und noch einmal zahlreiche Opfer kosteten bilden das letzte Kapitel
der konfliktreichen Wirkungs- und Verhaltensgeschichte der Hitlerzeit die in dieser Sammlung
exemplarisch dokumentiert und analysiert worden ist. Über die Methoden und Ergebnisse des
Projekts seine auf Alltagsgeschichte gerichtete Perspektive wird am Schluss des Bandes Bilanz
gezogen. Diese Bilanz führt auch zu einer kritischen Neubestimmung des Widerstands-Begriffs.