Der Wehrmachtgeneral Walther von Seydlitz-Kurzbach geriet Anfang 1943 in Stalingrad in
russische Kriegsgefangenschaft. Dort engagierte er sich im Bund Deutscher Offiziere und im
Nationalkomitee Freies Deutschland. Er stellte sich damit gegen Hitlers Kriegspolitik. Für die
Nationalsozialisten ein Landesverräter wirkte diese Stigmatisierung in der Bundesrepublik
weiter. In der DDR zählte Seydlitz hingegen zu den antifaschistischen Kräften. Die Rezeption
des General Seydlitz ist beispielhaft für die unterschiedliche Rezeption der Geschichte der
Wehrmacht und des Widerstands im Dritten Reich nach 1945 in beiden deutschen Staaten. Julia
Warth geht anhand der Biographie des Generals verschiedenen Fragen nach: Wie verhielt er sich
vor seiner Opposition im Vernichtungskrieg? Was bewog ihn zum Widerstand gegen Hitler? Und wie
entstanden so unterschiedliche Bilder von seiner Rolle in der NS-Zeit?