Gustav Mayer war der Pionier einer wissenschaftlichen Geschichtsschreibung zur ideen- und
organisationsgeschichtlichen Entwicklung der deutschen und europäischen Sozialdemokratie. Die
Edition macht deutlich mit welchen Schwierigkeiten er konfrontiert war als er mit diesem
Thema im deutschen Wissenschaftsbetrieb Fuß fassen wollte. Darüber hinaus enthält der Band für
die Jahre 1914-1920 Aufzeichnungen und Briefe Mayers zu den Konfliktlinien in Politik und
Gesellschaft in Deutschland bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Zu den wichtigsten
Korrespondenz- und Gesprächspartnern neben seiner Frau Flora zählten Friedrich Meinecke
Hermann Oncken Karl Jaspers und Karl Kautsky. Zweimal hat Mayer eine politische Funktion
ausgeübt. Im ersten Kriegsjahr gehörte er der Zivilverwaltung im besetzten Belgien an und 1917
beobachtete er im Auftrag der Reichsregierung die Stockholmer Konferenz und das Scheitern ihrer
Initiatoren durch die Wiederbelebung der Sozialistischen Internationale zu einer Beendigung
des Krieges zu kommen. Nicht zuletzt bieten Mayers Texte mentalitäts- und sozialgeschichtliche
Einblicke in die Wahrnehmungen eines deutschen Juden der sich gern als Deutscher fühlen
wollte.