Im Nachlass Erwin Rohdes (1845-1898) zur Hauptsache aus Briefen bestehend fällt ein Schulheft
aus dem Rahmen mit feierlich aufgemaltem Titel Cogitata und darunter E. Rohde.. Die Cogitata
sind wie der Name sagt Gedankenstücke. Anfangs wurden sie durchnummeriert mit Datum versehen
und sind schön geschrieben. Allmählich löst sich diese erkennbare Ordnung auf es finden sich
Leselisten Zitate Niederschläge von sehr persönlichen Erfahrungen Gedanken zur Sprache etc.
- und nur noch sporadische Datierungen. Das Heft wurde mit den Jahren durch gefaltete
Einlageheftchen oder Einzelblätter unübersichtlich weshalb es von Rohde vermutlich ein paar
Jahre vor seinem Tod und parallel zur Paginierung seines Briefwechsels mit Nietzsche geordnet
ausgedünnt und durchpaginiert wurde: ein Beweis für die lebenslange Bedeutung beider
Erinnerungsdokumente an seine Jugendzeit. Der 22-jährige Erwin Rohde Student der Klassischen
Philologie in Leipzig begann nach mehrwöchiger Wanderung mit Studienfreund Nietzsche einem
notorischen Notizheftschreiber mit den Cogitata. Etwa zur gleichen Zeit schrieb er den ersten
Brief an Nietzsche: Rohde hatte Leipzig verlassen um sich an seiner Heimatuniversität Kiel auf
den Studienabschluss vorzubereiten. Nietzsche blieb in Leipzig. Es liegt nahe Briefe und
Cogitata als Versuche zu deuten den unterbrochenen Dialog schriftlich weiterzuführen. Die
Ausgabe der Cogitata ist eine Faksimileausgabe: der Leser kann die auffallende Veränderung der
Handschrift Rohdes im Lauf der Jahre beobachten. Neben jedem Faksimile steht der transkribierte
Text der Herausgeberin Marianne Haubold. Die Cogitata begleiten und unterfüttern die ersten
drei Bände der fünfbändigen Ausgabe Erwin Rohde. Briefe aus dem Nachlass. Es scheint sinnvoll
sie an dieser Stelle in die Briefreihe einzufügen.