Der vorliegende Themenband bringt zwei Teildisziplinen zusammen: die Variationslinguistik
(Dialektologie) und die klinische Linguistik (Logopädie). Er enthält im ersten Teil Beiträge zu
den wissenschaftlichen Grundlagen beider Teilbereiche und thematisiert darauf aufbauend im
zweiten Teil Forschungsergebnisse die den Sprach- bzw. Schriftspracherwerb in Dialektumgebung
betreffen. Einstellungen gegenüber Varietäten sowie deren teilweise davon abhängender Gebrauch
in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen stehen dabei ergänzend im Fokus. Der dritte Teil
widmet sich der Diagnostik sprachlicher Fähigkeiten sowohl im Kindes- als auch im
Erwachsenenalter. Es wird dabei unter anderem den Fragen nachgegangen ob und inwiefern sich
der Dialekterwerb vom Erwerb der Standardsprache unterscheidet ab wann Kinder die Varietäten
rezeptiv differenzieren und ab wann sie sie produktiv gezielt einsetzen können. Auch der Umgang
mit Dialekt und Standardsprache in der logopädischen Diagnostik und sich daraus möglicherweise
ergebende Schwierigkeiten oder Fehlinterpretationen werden untersucht. Insgesamt reflektiert
der Band den aktuellen Forschungsstand eines im deutschsprachigen Raum (und darüber hinaus)
bislang wenig beachteten Überschneidungsbereichs und leistet damit einen wichtigen Beitrag
eine sowohl aus Sicht der Grundlagenforschung als auch aus Anwendungssicht bestehende
Forschungslücke zu schließen.