Der Beliebigkeit der heutigen Vorstellung von Rhythmus wird der mythisch-kyklische
Rhythmusbegriff entgegengestellt der alle Bereiche der griechischen Musiké der 'Musenkunst'
umfasst. Nicht nur die Einheit von Musik Tanz und Sprache ist damit gemeint sondern auch die
Musiké der sakralen Architektur der Malerei und der Plastik d. h. aller Bereiche frühen
menschlichen Denkens und Schaffens. Die in griechischer Sicht aus Begrenztem und Unbegrenztem
Gemessenem und Unmessbarem Rationalem und Irrationalem Bewusstem und Unbewusstem
Menschlichem und Numinosem bestehende Wirklichkeit ist komplementär d. h. die Gegensätze sind
in ihrer Uneindeutigkeit untrennbar miteinander verwoben und gehen ineinander über. Diese nicht
objektive nicht allein den Kategorien von Raum Zeit und Kausalität unterworfene 'seelische'
Wirklichkeit der Griechen kann mit rational-positivistischen Mitteln allein nicht erschlossen
werden sondern es müssen vor allem die Bilder des Mythos bzw. der mythischen 'Philosophie'
befragt und zur Deutung herangezogen werden. Die Gestalt und die Entwicklung des Rhythmus bis
in die Spätantike sollen vor allem anhand der antiken Metrik der Musik- und der
Proportionstheorie gezeigt werden.The arbitrariness of today's notion of rhythm is contrasted
with the mythical-cyclical concept of rhythm which encompasses all areas of the Greek musiké
the 'art of the muse'. Not only the unity of music dance and language is meant by this but
also the musiké of sacred architecture of painting and sculpture i.e. all areas of early
human thought and artifacts. Reality which in the Greek view consists of the limited and the
unlimited the measured and the immeasurable the rational and the irrational the conscious
and the unconscious the human and the numinous is thought to be complementary: in their
ambiguity the opposites are inextricably interwoven and merge into one another. This
'spiritual' reality of the Greeks is non-objective not solely subject to the categories of
space time and causality it cannot be unlocked by rational-positivistic means alone rather
the images of myth or mythical 'philosophy' ought to be consulted and be used for
interpretation. The character and the development of rhythm up to late antiquity will be
demonstrated primarily on the basis of ancient metrics music and proportion theory.