Habermas thematisiert in der Theorie des kommunikativen Handelns (1981) die Gesellschaft
einerseits in einer kausalen Beobachterperspektive als System andererseits in einer kritischen
Teilnehmerperspektive als Lebenswelt sozialer Gruppen. Hiermit will er dem Wahrheitsmoment
soziologischer Systemtheorien Rechnung tragen und zugleich ihre begrenzte Reichweite aufweisen.
Gegen die konkrete Umsetzung dieses Programms ist allerdings auch von Interpreten die
Habermas´ Anliegen teilen (McCarthy Schnädelbach) eingewandt worden dass er die
Teilnehmerperspektive de facto an die Beobachterperspektive angleicht. Auf dem Hintergrund von
Habermas´ Konzept der Verschränkung beider Perspektiven in einer kritischen
Gesellschaftstheorie lässt sich das argumentativ-appellative Doppelgesicht von Rousseaus
Diskurs über die Ungleichheit (1755) Herders Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung
der Menschheit (1774) und Marx´ Frühschriften als Ausdruck einer selbstreflexiven
Theoriestruktur interpretieren die darauf abzielt die spezifischen Möglichkeitshorizonte der
aktuellen historischen Situation freizulegen. Die Anbindung der Ideologiekritik Rousseaus
Herders und Marx´ an eine kausale Geschichtstheorie entkräftet den Einwand Luhmanns die
humanistische Tradition habe den Einfluss systemischer Mechanismen auf das Handeln der
Individuen außer Acht gelassen.