Während früher die ungewollte Kinderlosigkeit als Schicksal angesehen wurde verspricht die
moderne Reproduktionsmedizin heute technische Abhilfe und suggeriert damit eine Machbarkeit
die auch neue Begehrlichkeiten weckt. Die Möglichkeiten ungewollt kinderlosen Menschen zu
eigenen Kindern zu verhelfen haben sich in den letzten Jahren erheblich erweitert. So
versprechen Kinderwunschbehandlungen heute nicht nur heterosexuellen Paaren die unter
Unfruchtbarkeit leiden medizinische Hilfestellung. Auch Alleinstehende gleichgeschlechtliche
Paare und Frauen nach der Menopause können sich durch die Inanspruchnahme von Samen- und
Eizellspende Leihmutterschaft oder Verfahren der Einfrierung von unbefruchteten Eizellen den
Wunsch nach einem eigenen Kind erfüllen. Damit reagiert die Reproduktionsmedizin mit ihren
Angeboten nicht nur effektiv auf das Leiden der Betroffenen sondern trägt auch dazu bei dass
sich ganz neue Formen der Elternschaft etablieren. Zudem gewinnen persönliche Bedürfnisse und
individuelle Wünsche innerhalb der Gestaltung der Fortpflanzung einen immer größeren
Stellenwert.Doch damit werden zugleich tiefgreifende Überzeugungen vom Selbstverständnis des
Menschen vom Wert der Natürlichkeit sowie von Familien- und Beziehungsmodellen berührt. Wie
ist damit umzugehen dass der Einsatz reproduktionsmedizinischer Techniken und Verfahren zu
ganz neuen Elternkonstellationen führen kann? Haben Kinder einen Anspruch auf junge Eltern? Auf
heterosexuelle Eltern? Auf eindeutige Abstammung? Was bedeuten die neuen technischen Verfahren
für den Begriff der Familie und den Wandel von Beziehungsformen?