Als der Philosophielehrer Jean Grenier 1930 den 17-jährigen Albert Camus an der
Knabenoberschule zu Algier kennenlernt wird er schnell auf dessen außergewöhnliches Talent
aufmerksam. Was zunächst noch ein reines Lehrer-Schüler-Verhältnis ist entwickelt sich durch
einen regen Briefwechsel bald zu einer innigen wechselseitigen Freundschaft. Insgesamt 235
Briefe dokumentieren den Gedanken- und Ideenaustausch zwischen Grenier und Camus und geben
Auskunft über intellektuelle Ansichten und Prozesse wechselseitigen Einfluss und Inspiration
persönliche Erfolge und Enttäuschungen ihrer Verfasser. Darüber hinaus gewährt die
Korrespondenz spannende Einblicke in die intellektuelle Landschaft Frankreichs jener Zeit und
spiegelt die historischen Ereignisse zwischen 1932-1960 wider: den Aufstieg des Faschismus in
Europa die Wirren des Zweiten Weltkrieges die existenziellen Sorgen der Nachkriegszeit den
Algerienkrieg. Jean Ohlenburg hat diesen Briefwechsel erstmals ins Deutsche übersetzt.
Gleichzeitig liefert er ein eindrückliches Porträt von Camus' Lehrer Grenier der als Vorbild
und Freund sein Denken entscheidend geprägt hat. Die Briefe werden durch die Erinnerungen
Greniers an Camus ergänzt. Darin reflektiert Grenier etwa Camus' Aktivität als Mitglied der
kommunistischen Partei seine Liebe zur Heimat Algerien die Beziehung zu seiner Mutter sein
Wirken als Journalist und am Theater und seinen geistigen Schaffensprozess als Ganzes - dies
alles mit einer diskreten Offenheit eines kritischen Bewunderers und Begleiters.