In der analytischen Philosophie drückt sich gelegentlich ein Erneuerungswunsch der Metaphysik
aus. Nur dass dabei der von Kant zum ersten Mal gesehene Problemcharakter der Metaphysik allzu
wenig beachtet wird! Das Buch Welt und Unendlichkeit wendet sich gerade dem Problem der
Metaphysik zu indem es der Frage nachgeht ob nicht etwa die phänomenologische Tradition mit
ihrem Rückgang auf die lebensweltliche Erfahrung eher in der Lage sei hier die Richtung zu
weisen. Husserls Idee einer phänomenologischen Metaphysik wurde auf diese Frage hin bisher noch
nicht geprüft. Zum nicht-traditionellen Charakter dieser Metaphysik gehört dass sie nicht nach
ersten Gründen und Ursachen des Seienden als Seienden forscht. Vielmehr stützt sie sich von
vornherein auf gewisse Urtatsachen. Allerdings unterscheiden sich die Urtatsachen die Husserl
herausstellt von den gewöhnlichen Tatsachen denn es kommt ihnen eine gewisse Notwendigkeit
zu. Der Titel 'Welt und Unendlichkeit' deutet zugleich einen grundsätzlichen Unterschied
zwischen Totalität und Unendlichkeit an. Im Buch wird dieser Unterschied mit Georg Cantors
Gegenüberstellung von Transfinitem und Absolutunendlichem verbunden. Es wird die These
vertreten dass die von Cantor gesuchte Metaphysik des Transfiniten nur als eine Phänomenologie
von Ding und Welt realisierbar ist. Allerdings klingt die Rede von einer 'phänomenologischen
Metaphysik' in einem Zeitalter das nicht müde wird eine 'Überwindung der Metaphysik' und
sogar ein 'nachmetaphysisches Denken' zu fordern unzeitgemäß und deshalb herausfordernd.
Freilich wird auch im vorliegenden Buch davon ausgegangen dass Metaphysik als Ontotheologie
nicht mehr möglich sei. Es soll aber gezeigt werden dass die Phänomenologie einen neuen Typ
der Metaphysik ermöglicht der sich mit keiner Ontotheologie verbindet.