Die meisten Religionen versprechen ein Leben nachdem Tod in dem es glücklicher oder gerechter
oder sonst wie besser zugehen soll als auf der Erde. Wie schön wäre es wenn wir wirklich auf
ein ewiges Leben in der Gegenwart Gottes oder auf ein neues Leben in einem unverbrauchten
Körper hoffen könnten! Wir könnten gelassener mit irdischem Scheitern umgehen und eher
loslassen wenn wir sicher sein könnten dass alles was uns hier widerfährt nur ein Übergang
in eine bessere Existenz ist. Aber lenken die Religionen mit solchen Versprechungen nicht nur
von irdischen Missständen ab? Mit solchen Argumenten sind die Religionen als Opium des Volkes
in Sippenhaft genommen worden. Jenseits dessen stellt sich das Problem des szientistischen
Zweifels. Wie soll mich eine religiöse Überzeugung durch mein Leben tragen wenn die
Überzeugung nicht überzeugend ist? Ist es wirklich glaubwürdig dass Jesus von Nazareth nach
drei Tagen im Grab wieder auferstanden sein soll? Wenn ich das nicht glauben kann kann ich
auch nicht an meine eigene Auferstehung glauben. Wohl kaum eine andere Religionsphilosophie
stellt eine so enge Beziehung zwischen religiösem Glauben und irdischem Wohlergehen her wie die
des amerikanischen Pragmatismus: Bei William James heißt es ausdrücklich dass ein religiöser
Glaube das Leben 'leicht und glücklich' machen könne. Und kaum eine Religionsphilosophie
benennt so deutlich das Problem des szientistischen Zweifels. Im ersten Teil des Buches
Religion pragmatisch betrachtet befassen sich Johannes Ev. Hafner Christian Thies und
Christoph Türcke mit der Funktion von Religion in unserer Gesellschaft und in unseren konkreten
Lebensvollzügen. Im zweiten Teil stellen Michael Blume Matthias Jung Ludwig Nagl und
Marie-Luise Raters Positionen der pragmatistischen Religionsphilosophie auf den Prüfstand.