Patockas Reflexionen über Europa sind ein Nach-Denken im echten Sinne: Sie entwerfen eine Idee
Europas nach seinem Ende. Dennoch - und darin liegt die entscheidende Wendung - bleibt es
keineswegs bei einem Lamento über Verfall und Untergang. Im Gegenteil bilden seine Skizzen vom
Anfang und Ende Europas von seiner besonderen Stellung in der Geschichte und als Geschichte
nur den Auftakt für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem was das Phänomen Europa gerade
für die nacheuropäische Welt bedeuten könnte. Weit davon entfernt eine Apologie Europas nach
seinem Scheitern eine nachträgliche Verteidigung seiner Originalität Überlegenheit
Geistigkeit etc. zu sein werden Patockas Reflexionen aber auch nicht zur historischen
Abrechnung wie sie heute vielerorts und leichtfertig en vogue ist: Das proklamierte Ende der
europäischen Epoche mag Anlass sein für eine Bilanz seiner Fehler doch liegt darin nichts vom
Gestus des Triumphes oder heimlicher Freude. "Vielleicht ist der Sinn von Europas Untergang
positiv." Dieser Satz Patockas umreißt die grundsätzliche Idee dass gerade in der Enteignung
oder Dezentrierung Europas eine Brücke für die Auseinandersetzung mit den kulturellen
Differenzen der globalisierten Welt gewonnen ist.