Platons Werk legt im Netz der verschiedenen Dialoge Fragen frei die für die europäische
Philosophie bis heute maßgeblichen Charakter haben: die Unterscheidung von Wissen und Meinung
das Problem einer situationsinvarianten Wahrheit und die Verknüpfung von Idee und erscheinender
Wirklichkeit. Nicht zuletzt begründete Platon die Dialektik als Grundverfahren der Trennung und
Beziehung von Begriffen. Diese Denkbewegung steht in vielfachen komplexen Lebenszusammenhängen:
der Typik des Philosophen als des gerechtesten Mannes in der Stadt mit dem Lebensbeispiel des
Sokrates der Auseinandersetzung mit der Sophistik mit Mythologie und Kunst. Den Täuschungen
versucht Platon eine wahre Rhetorik und Politik entgegenzusetzen. Ist sie mit Karl Popper
tendenziell totalitär oder lässt sie sich als freie Sorge um die Seele neu zur Geltung bringen?
Die Monographie ist als Gesamtdarstellung platonischer Philosophie angelegt. Im Einzelnen
spannt sie den Bogen von den frühen aporetischen Sokratesdialogen bis zu den dialektischen
Spätdialogen der Kosmogonie des 'Timaios' und der Naturphilosophie des 'Philebos'. Sie ist
gleichermaßen als grundlegende Übersicht wie auch als differenzierte Explikation von
Kernproblemen platonischen Denkens in seinen Kontexten zu lesen. Sie geht dabei von dem Diktum
Schleiermachers aus dass das Exoterische der Dialoge das Esoterische einer Tiefengrammatik
Platons erschließt. In diesem Licht werden auch die Überlegungen zu Platons ungeschriebener
Lehre aufgenommen.