Der deutsche Mittelstand und die Schuld: eine Familiengeschichte Ein Selfmademan aus der
Provinz hat im 'Dritten Reich' große Pläne. Eine Zementwarenfabrik ein Weingut sind im Besitz
der Familie. Schon bald beteiligt sich das Familienunternehmen am Bau des Westwalls und
errichtet auf dem Firmengelände ein Lager für Zwangsarbeiter während das Weingut die
Wachmannschaften des KZ Sachsenhausen mit rheinhessischem Wein beliefert: Geschäfte die nur
möglich sind durch enge persönliche Verbindungen und Seilschaften vor Ort und bis in die
NS-Führungsriege. In diesem System werden die fünf Kinder des Patriarchen auf ihre je eigene
Art zu Tätern und zu Opfern. Christina Strunck ist die Urenkelin des Firmengründers. Sie geht
einem wachsenden Unbehagen nach sucht in den Archiven nach Belegen für das lang Verdrängte ¿
und wird fündig. Dabei zeigt sich: In jener 2500-Seelen-Ortschaft in Rheinhessen bündeln sich
die Konflikte der Zeit wie unter einem Brennglas. So erzählt Christina Strunck nicht nur die
Geschichte ihrer Familie sondern auch die Mikrogeschichte einer Gemeinde. Zugleich leuchtet
sie mit ihrer Fallstudie ein noch immer unterbelichtetes Thema aus: die Rolle des deutschen
Mittelstands im 'Dritten Reich'. 'So mutig wie herzergreifend. So erschreckend wie wahr.
Christina Struncks Spurensuche führt schonungslos in die Abgründe der Nazi-Herrschaft am
Beispiel der eigenen Familie eines kleinen Ortes einer ganzen Gesellschaft. Ein
brandaktuelles Buch leider.' Dorothee Röhrig