Den ersten Band seiner Tagebücher nannte man «den großen Gesellschaftsroman der
Bundesrepublik». Hier ist Band 2: auf derselben Höhe mit demselben Feuer. Der Ton einer
schonungslosen Selbstbeobachtung die gleichzeitig Beobachtung anderer ist setzt sich in
diesem zweiten Band fort: noch klarer schärfer doch auch mit einem Einschlag ins Komische
Übertreibende und rigoros Selbstironische. In der Form freier als zuvor fügt Raddatz jetzt
Monologe kurze Telefon-Dramen Essays und Porträt-Miniaturen in den Text ein. Neue Namen
tauchen auf: Joachim Fest und Katharina Thalbach aus der Erinnerung Klaus Mann und etliche
andere. Es geht um das Bild der «guten Gesellschaft» um die entstehende Einheit von Ost und
West und mit zunehmender Wut auch um die amerikanische Politik: den Krieg im Irak die Lügen
der Administration Guantanamo - für Raddatz die schmerzliche Revision einer Lebensüberzeugung
vom einst geliebten Amerika. Persönliche Ansichten des widersprüchlichsten deutschen
Intellektuellen seiner Generation: eigensinnig geistreich gebildet streitbar.