Martin Luthers Bedeutung für die Entwicklung unserer Schriftsprache war lange umstritten - und
letztlich ungeklärt. Einerseits hielt man Luthers Sprache schon um 1600 für 'tot' andererseits
wurde er zum Sprachenschöpfer stilisiert. Beides ist falsch. Die rege sprachhistorische
Forschung der letzten 50 Jahre führt zu folgenden Ergebnissen: Luther ist eingebunden in die
chursächsische Schreibtradition Wittenbergs. Er ist sprachlich somit mehr in der Mitte
angesiedelt als im Süden im Oberdeutschen. Von dieser Basis aus erlangt seine Bibelübersetzung
hohe Autorität und enorme Verbreitung. Sie ist geprägt durch seine neue Übersetzungsmaxime und
seine Sprachmächtigkeit. Das Deutsch seiner Bibel ist wohl der wichtigste Steuerungsfaktor in
der jüngeren deutschen Sprachgeschichte.