Was die Architekturtheorie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte - die Bedeutung von
Raumwahrnehmung und Raumgefühl - spielte für die literarische Architekturdarstellung immer
schon eine zentrale Rolle. Ausgehend von dieser Annäherung der beiden Künste verknüpft dieses
Buch erstmals die Geschichte der modernen Architekturtheorie mit der Architekturthematik in
ausgewählten literarischen Werken des frühen 20. Jahrhunderts. Die gegenseitige Erhellung und
Irritation von Sprach- und Baukunst rückt kanonische Werke der klassischen Moderne von Paul
Scheerbart Hans Henny Jahnn Alfred Kubin Franz Kafka Alfred Döblin Thea von Harbou bis zu
Robert Musil in ein neues Licht. So stabilisieren architektonische Strukturen nicht mehr
Identitäten und Bedeutungen und vermitteln keinen äußeren oder inneren Halt sondern erscheinen
als unzugänglich rätselhaft und bedrohlich. Durch ihre Andersartigkeit regt die Architektur
die Literatur dazu an Möglichkeitsräume zu imaginieren: Spielräume des Unvorhergesehenen und
Unvorhersehbaren.