Der Rückblick auf die Friedliche Revolution in Post-DDR-Prosa -Lyrik und -Film erlaubt drei
Dekaden nach dem Mauerfall ein erstes Resümee über das Narrativ dieser Epochenzäsur. Die Studie
verbindet den visual turn unserer bildintensiven Gegenwart mit dem kulturellen Gedächtnis in
Texten über den Umbruch 1989 90. 'Magische' Bildmomente werden sowohl in der Lyrik als auch in
der Erzählprosa und im Film herausgearbeitet beispielsweise anhand von Volker Brauns und
Kerstin Hensels Lyrik von Uwe Tellkamps Der Turm (2008) Eugen Ruges In Zeiten des abnehmenden
Lichts (2011) sowie in Petzolds Film Barbara (2012). Daraus ergibt sich zum einen die
Beobachtung dass Elemente des Diktatur- und Identitätsnarrativs allmählich zu einer Synthese
kommen. Zum anderen zeigt sich dass jene Bilder die zu verblassen drohen aus ungewöhnlicher
Perspektive wiederbelebt werden. An die Stelle von historisch 'typischen' Protagonisten treten
vermehrt originelle Individuen in ungewöhnlichen Familienkonstellationen. Ost- und West-Sicht
nähern sich in der letzten Dekade zunehmend an während die Leistung der Mitteldeutschen bei
der Selbstbefreiung und der anschließenden Neuorientierung im Alltag deutlicher hervortritt.