Zur Schriftkultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit gehören nicht nur Handschriften und
Drucke sondern auch Inschriften die auf unterschiedlichen Materialien und Gegenständen auf
Plätzen und Gebäuden angebracht wurden. Auf den ersten Blick scheint ihr Zweck offenkundig: Sie
zeigen Besitz an oder erinnern an vergangene Personen und Ereignisse. Rekonstruiert man aber
die Kontexte und Praktiken sowie die Bedeutung von Beschreibstoffen Layout und Formaten
eröffnen Inschriften eine Vieldeutigkeit die keine einfachen Antworten mehr zulässt.
Gesteigert wird dies noch wenn man real erhaltene mit solchen Inschriften konfrontiert die in
Chroniken Romanen Legenden oder mystischen Visionen dieser Zeit beschrieben werden. Die
Autorinnen und Autoren des vorliegenden Buches fragen danach welche Bedeutungen den
Inschriften in Mittelalter und Früher Neuzeit beigemessen wurden - etwa im städtischen Raum an
Gräbern in intermedialen Konstellationen - und welche Funktionen sie darüber hinaus im
historiographischen geistlichen oder genealogischen Erzählen ausbilden konnten.