In welchem Verhältnis stehen Wissenschaft und Politik? Die transnationale Geschichte der
halbamtlichen Statistikkongresse des 19. Jahrhunderts beschreibt die Entstehung
Wechselwirkungen und Widersprüche einer janusköpfigen Verbindung.Sie zeigt dass die
statistische Wissenschaft seit ihrer institutionellen Einbettung in den modernen
Verwaltungsstaat nur noch über eine eingeschränkte Autonomie verfügte und gerade deshalb zu
einer der weltweit wichtigsten Ressourcen administrativer Entscheidungsfindung aufsteigen
konnte. Ermöglicht wurde ihre steile politische Karriere aber erst durch die Initiative einer
kleinen Gruppe enthusiastischer Statistikexperten welche sich der Idee verschrieben hatten
die bis dato bestehenden nationalen Beschränkungen ihrer quantitativen
Gesellschaftsbeschreibungen nachhaltig zu überwinden. Sie gründeten 1853 einen der ersten
internationalen Wissenschaftskongresse der Weltgeschichte dessen öffentliche Strahlkraft und
methodologische Standardisierungsdiskurse am Fallbeispiel des zusammenwachsenden Deutschen
Reiches analysiert werden.