Die westdeutsche Atomindustrie der 1970er Jahre hatte ein Absatzproblem: Nachdem sie in den
1950er und 1960er Jahren stark subventioniert wurde sollte sie nun die langersehnten
Exporterfolge erzielen. Die sozialliberale Koalition förderte aktiv den Export von
Atomkraftwerken Uran-Anreicherungsanlagen und Wiederaufbereitungstechnologie an diktatorische
Regimes in Lateinamerika Südafrika und den Iran. Unter dem Schlagwort Einbindung durch
Kooperation setzte sie sich gegen schärfere internationale Kontrollen und Absprachen ein. Laxe
Sicherheitsbestimmungen beim Export waren ein Standortvorteil für die Atomkraftwerke made in
Germany. Dennis Romberg analysiert die Nuklearexportpolitik der Bundesrepublik in den 1970er
Jahren systematisch und umfassend. Er betrachtet die Nuklearexporte der Bundesrepublik im
Zusammenspiel mit der außenpolitischen Emanzipation der Bundesregierung den Konflikten mit den
USA der innenpolitischen Kritik der aufkommenden Anti-AKW-Bewegung und dem internationalen
Kontrollregime zur Nichtverbreitung von Atomwaffen. Dabei wird deutlich wie die sozialliberale
Koalition entgegen ihren eigenen Behauptungen das Nichtverbreitungsregime untergrub.