Zu Beginn des 20. Jahrhunderts alarmierte das Wachstum der internationalen sozialistischen
Bewegung die katholische Kirche. Im Sozialismus erkannte sie einen Ausdruck und zugleich ein
Vehikel des antichristlichen Säkularisierungsprozesses.Das katholische Lehramt interpretierte
den Sozialismus nicht nur als Negation der göttlichen Offenbarung sondern auch als Antithese
zur traditionellen christlichen Gesellschaftsordnung. Wie konnte eine solche 'Gefahr'
abgewendet werden? Dieser Band analysiert den katholischen antisozialistischen Diskurs und
seine konkreten Ausdrucksformen in der Zeit von Papst Pius X. (1903-1914). Dies geschieht in
einer transnational vergleichenden Perspektive. Der Blick auf den Alltag des katholischen
Antisozialismus wie er in den Stadt- und Landpfarreien im Bistum Mainz und im Erzbistum Pisa
durchgefochten wurde kann in vielerlei Hinsicht als exemplarisch für den Katholizismus im
wilhelminischen Deutschland bzw. in Italien gelten.