Der Midrasch Genesis Rabba wird hier erstmals zusammenhängend ausgelegt und als Niederschlag
des jüdisch-christlichen Gesprächs in der Spätantike interpretiert. Dieser Midrasch eine
Komposition jüdischer Bibelauslegungen entstand an der Wende vom vierten zum fünften
Jahrhundert im römisch beherrschten Palästina. Mit ihm schufen die Rabbinen eine neue
literarische Gattung: Formal ein Kommentar ist er inhaltlich eine freie
theologisch-dichterische Auseinandersetzung mit dem ersten Buch der Bibel. Die Neuübersetzung
und Kommentierung zentraler Textabschnitte zeigen dass der Midrasch Dokument eines kritischen
aber konstruktiven Diskurses jüdischer Gelehrter mit dem zeitgenössischen Christentum ist. Ihr
Ziel: Das Judentum im konstantinischen Zeitalter neu begründen und die jüdische Bibel gegen
christliche Deutungsansprüche absichern.