Deserteure der Wehrmacht und der Waffen-SS brachen im Zweiten Weltkrieg mit dem NS-Staat. Sie
überschritten in vielfacher Weise Grenzen: Normen der Militärjustiz und militärisch-maskuline
Werte territoriale Sperranlagen und Frontlinien ideologische Feindbilder ethnische
Hierarchien und Sprachbarrieren. Desertieren war mit der Suche nach Zuflucht und Aufnahme
Amnestie und Anerkennung verbunden. Dabei bewegten sich Deserteure in politisch-sozialen Rahmen
formuliert von Partisanen Alliierten neutralen Staaten und schließlich von den
Nachfolgestaaten NS-Deutschlands. Der politische Streit um die Deserteure endete vor 15 Jahren
mit einer umfassenden Rehabilitierung. Die Beiträge des Bandes rekapitulieren diesen Prozess
mit aktuellen Forschungen. Sie richten den Blick auf bislang wenig beachtete Aspekte etwa dass
ein Großteil der Deserteure nichtdeutscher Herkunft war und aus annektierten und besetzten
Gebieten stammte sowie auf die Rolle von Helferinnen und Helfern.