Die bewegte Biographie des Paderborner Erzbischofs Lorenz Kardinal Jaeger (1892-1975) wird
unter Verwendung seines neu erschlossenen Nachlasses in einem interdisziplinären
Forschungsprojekt anhand von Themenschwerpunkten erarbeitet. Lorenz Jaeger wurde unter den
Bedingungen des totalitären NS-Staates 1941 zum Erzbischof von Paderborn ernannt. Wie lässt
sich Jaegers Haltung zum Nationalsozialismus rückwirkend bewerten? Ein weiterer Schwerpunkt des
Bandes liegt auf seinem gesellschafts- und parteipolitischen Wirken in der BRD. Welche
Kontinuitätslinien und Lernprozesse lassen sich bei ihm ausmachen? Jaeger identifizierte sich
über die Adenauer-Regierung mit dem demokratischen System der BRD vollzog eine innere
Demokratisierung in den 60er Jahren aber nicht mehr mit. 1965 überkreuzten sich zwei
Entwicklungen: Während Jaeger seit seiner Ernennung zum Kardinal in der Lokalpresse als
Ökumeniker gefeiert wurde kam zunehmend Kritik an der Rolle der katholischen Bischöfe im
Dritten Reich auf.