Wie war der Holocaust möglich? Was ließ ganz normale Männer zu Massenmördern werden? Die
historische Analyse demokratischen Zerfalls in Deutschland und in anderen europäischen Ländern
kann Ausgangspunkt für die Erkenntnis ebensolcher Gefährdungen in heutigen Gesellschaften sein.
Die Debatte um Täterschaft wurde vor einer Generation mit Christopher Brownings Buch Ordinary
Men wirkmächtig. Deutungskämpfe auch um Kategorien wie Kollaboration Raum und Geschlecht waren
indes kein rein deutsches Thema und sind in west- mittel- und osteuropäischen Staaten aber
auch in anderen Teilen der Welt aktueller und umkämpfter als je zuvor. Denn Brownings Impuls
war nicht nur auf die historische Forschung fokussiert sondern auch auf gesellschaftliche
Debatten um Verantwortung und ethische Konsequenzen für die nachfolgenden Generationen. Die
Beiträge behandeln neue Ansätze zur Holocaustforschung und zu polizeilicher Täterschaft im
Nationalsozialismus ihre aktuellen gesellschaftspolitischen Lesarten und umkämpfte
Bewusstseinsbildungen in multiethnischen Gesellschaften heute.