Als die Evangelien verfasst wurden stand das frühchristliche Denken schon in Beziehung zu den
antiken Erinnerungskulturen und den vielfältigen Traditionen hellenistischer
Geschichtsschreibung. Dennoch ist bisher wenig darüber geschrieben worden wie sich das
frühchristliche Geschichtsbewusstsein literarisch entwickelt hat. In dieser Studie untersucht
Eve-Marie Becker die verschiedenen Kontexte und Formen in denen Geschichte in der
hellenistischen Literaturtradition geschrieben und gedeutet wurde und konzentriert sich dabei
speziell auf die Zeit in der die neutestamentlichen Schriften entstanden: von der Mitte des
ersten bis zum frühen zweiten Jahrhundert. Becker weist auf Ansätze frühchristlichen
Geschichtsbewusstseins schon bei Paulus hin und beschreibt im Weiteren die konzeptionellen
Ursprünge geschichtsschreibender Literatur von Markus zu Lukas. Die Studie zeigt wie die
früheste christliche Erzählliteratur das »christliche« Denken über Geschichte formt und fortan
prägt.